Post und Telefon

„Post-Geschichten“

„Post-Geschichten“ (I)

Der „Hof- und Adreßkalender des Hochstifts Münster auf das Jahr 1783“ lässt uns in seinem „Bericht von den Boten zu Fuß, wie sie von Münster ankommen und abgehen“ über die Versorgung unserer Gegend folgendes wissen:

„Olfensche Bote logiert in Homanns Haus, geht über Seppenrade und Lüdinghausen, bestellt in Selm, Borken (= Bork), Ahlen, Waltrop, Datteln, Huldern (= Hullern), Recklinghausen und durch das Vest.“

Der Bote gab die gesamte Ortspost meistens bei einem Wirt - in Hullern nach alter Überlieferung beim Wirt Deinken (Haus-Nr. 39) - ab.

Die Postsachen blieben in einigen Orten meistens bis zu einem schulfreien Nachmittag liegen und gelangten dann durch Schulkinder an den Empfänger, wenn sie nicht vorher bei der Niederlegungsstelle abgeholt waren. Festes Gehalt erhielt der Wirt für seine Verdienste nicht, er durfte aber eine Zustellgebühr erheben, die innerhalb der Ortschaft 6 Pfennig betrug. (1)

Bereits im Jahre 1665 wurden auf Anregung des Münsteraner Fürstbischofs Christoph Bernhard Graf von Galen mehrere Wagenposten eingerichtet, eine davon war die einmal wöchentlich auf dem „Alten Postweg“ durch Hullern verkehrende Linie Münster - Olfen - Haltern - Dorsten - Wesel.

Diese Fahrpost beförderte nur Personen, Gelder oder Pakete, das Recht der Briefbeförderung war allein der Thurn- und Taxis`schen Reitpost vorbehalten.

Fahrpost 1665

Nach vorheriger preußischer Posthoheit, anschließender Übernahme des Postdienstes durch den Norddeutschen Postbezirk begann die Deutsche Reichspost ab 04.05.1871 mit dem Ausbau eines engmaschigen Postnetzes, infolgedessen Hullern nur noch von der Halterner Postexpedition beliefert wurde.

(I) Vgl. Schneider u.Wiedenhöfer, Der Kreis Recklinghausen 1850 - 1910, Münster 1911, S. 97 ff.

„Post- Geschichten“ (II)

Der Halterner Anzeiger berichtete am 17. Oktober 1907 von einem zwei Tage vorher verübten Überfall auf die Postkutsche, die zwischen Haltern und Hullern verkehrte. Zwei unbekannte Männer brachten an jenem Dienstagabend um 19.30 Uhr den Wagen zum Stehen und stachen dem Postboten Hagemann mit einem Messer erheblich in die rechte Hand.

„Da der Beamte ohne jegliche Waffe war und annahm, daß die beiden Kerle einen Raubüberfall beabsichtigten, trieb er das Pferd an und fuhr im Trabe nach Haltern. Leider konnte der Beamte bei der herrschenden Dunkelheit die niederträchtigen Subjekte nicht erkennen. Die Polizei wurde von dem Vorfall sofort in Kenntnis gesetzt. Dieselbe ist eifrig bemüht, der beiden Kerle habhaft zu werden. Vor mehr als Jahresfrist wurde auf derselben Chaussee abends auf den damaligen die Post fahrenden Beamten geschossen. Es drängt sich die Frage auf:

Warum wird seitens der Postverwaltung der Beamte nicht mit einer Schusswaffe versehen?“

Landpostbote Franz Hagemann stammte aus Uphusen (Ksp. Haltern) und heiratete im Jahre 1909 Friederike Lohmann von Haus-Nr. 28. Die Familie bewohnte ab 1928 das Haus Nr. 77 (spätere Anschrift: Halterner Str. 77) an der heutigen Hauptstraße.

 

Aufnahme aus dem Jahre 1927:

Lehrer Brinkhoff mit seiner Klasse.

Im Hintergrund: Landpostbote Franz Hagemann

im Hintergrund: Landpostbote Franz Hagemann

Quellen:

Hullern - ein Dorf zwischen Lippe und Stever, 1994, S. 290, S. 302.

„Postgeschichten“ (III)

„Einmal im Tag rumpelte die Postkutsche von Hullern nach Haltern und zurück über die einsame ´Hüllerske Chaussee`.

Weg der Postkutsche - Niederer Niemen

In der Nähe des Niederen Niemen

Einmal in der Woche brachten die Bäuerinnen aus Hullern und der Steverbauerschaft ihren Kundinnen in Haltern ihre Welle `Bauernbutter`, frische Landeier und nach Bestellung ein Huhn oder eine Ente.

Wenn es im Winter zu kalt war, reisten nur die Körbe mit ihrem Inhalt nach Haltern und der alte Brüggemann stellte die Körbe in einer Reihe vor der Kaiserlichen Post auf den Bürgersteig, einen jeden auf `seinen Platz`.

Dann bedienten sich die Halterner Frauen selbst und knoteten den Gegenwert in `Kaßmännkes`, Groschen und Markstücken in eine Ecke des über dem Inhalt des Korbes liegenden Tuches.“

(Haltern und seine Umgebung, Verlag Alexander Kortenkamp, Haltern 1967, S. 68)

Quelle: Hullern - ein Dorf zwischen Lippe und Stever, 1994, S. 401.