Die Hullerner Schule

Bildungsstand 1787-1799

Wie mangelhaft die Hullerner Schulverhältnisse im 18. Jahrhundert waren, kann man daraus ersehen, dass auf Rechnungen aus den Jahren 1787 - 1799 (1) einige Handwerker aus dem Dorf nicht imstande waren, mit ihrem eigenen Namen zu unterzeichnen.

Bildungsstand 1787 - 1799

„Vorschriftsmäßiger halbjähriger Schulbericht über die Schule zu Hulleren, Kirchspiels Hulleren, Amts Dülmen ... vom untergeschriebenen Pfarrer Theodor Hen. Langenhorst zu Hulleren über die in der Verordnung von 1786 des 10. März vorgeschriebenen Fragen.

A.Über die Schule und das personale des Schulmeisters
a.Frans Henrich Schaefers von Olfen gebürtig ist Schulmeister
b.Kirchspiels Schulmeister
c.30 1/2 alt, verheiratheten Standes
d.1786 im September ist er Küster und Schulmeister worden
e.die Frau des im Jahre 1786 verstorbenen Küsters und Schulmeisters Barenbrüg, so das Küster-Haus und die Schule angefallen, hat den jetzigen Küster Frans Hen. Schaefers geheirathet, also Küster worden, doch vorher von mir wohl untersuchet, ob er zum Küster oder Schulmeister tauglich wäre.
f.Er ist von der Schulcommission nicht approbieret, also hat er
g.keine etraordinäre Zulage.
h.---
i.er hat am jährlichen gehalt nichts in fico.
k.er hat jährlich an schulgeld ungefähr 20: oder 25 rth.
l.Monatlich hat er von jedes Kinde 1/2 rth. an Schulgeld
m.Neben dieses Schulgeld hat er jährlich gar keine accidentalien.
n.die Schulmeisters Stelle ist keinem beneficio ... sondern die
o.Küsters = Stelle nur allein damit verbunden.
p.Der Schulmeister haltet selbsten Schule.
q.Der Schulmeister ist fleißig, fähig und
r.von gutem sitliche betragen.
s.Der Schulmeister ist ziemlich fähig, die in ยง 4to. benannte lehrgegenstände den Schulkindern beyzubringen, allein in der rechenkunst und abfassung eines Deutschen briefes ist er so gut nicht erfahren.
t.er ist zwar fähig, sich annoch in der Normalschule fähig zu machen, aber seine Haushaltung und Nahrungsgeschäften leyden fast solches nicht; da aber zu Halteren der Herr Sacellanus die Normalschule frequentiret, ist er willig von denselben, wenn er die mühe auf sich nehmen wolte, instruiren zu lassen.
u.er thut auch die Mädgen unterweisen so wie die Knaben.
w.er ist fähig die Kinder in dem katechismus zu unterweisen.
x.Dieses schieht Mitwochen und Samstages Nachmittag.
 
B.Über die einrichtung und den Zustand des Schulgebäudes
a.Die Schul zu Hulleren liegt ganz nahe an der Kirch.
b.sie ist eine kirchliche schule.
c.---
d.Ohngefähr 60 oder siebenzig Kinnder gehen darein.
e.Knaben und Mädgen gehen zusammen.
f.---
g.Die jetzige neue Schule ist für die Kinder geräumig genug.
h.sie ist mit ofen, nöthigen bänken und fensteren versehen.
i.Ein schwartzes brätt ist darin noch nicht angeschafet.
k.Die Schule thut der Schulmeister selbst unterhalten weilan sie ihm zugehöret.
 
C.Über die lehrart, und die eintheilung der Schulkinderr in Klassen.
a.Der Schulmeister lehret die Kinder in so weit nach der Neuen lehread, daß
b.er die Kinder in Klassen abgetheilet
c.in der ersten Klasse lehrt er den Kinderen das Buchstabiren, in der zweyten und dritten das lesen nach den interpunctionen deutlich, in der 4ten und 5ten besser lesen und schreiben.
d.in der ersten Klasse das ABC - Buch, in der 2ten das Katechismusbuch, in der 3ten das Evangelienbuch, in der 4ten biblische geschichten, in 5ten andere zu lesen schwärere bücher gebrauchet.
e.---
f.da die hiesige kirch kein orgel hat, so sind vor langen Jahren unter der Meß deutsche kirchen gesang gesungen worden.
g.die neue Deutsche kirchen gesang können deßwegen dahier nicht eingeführet werden, weilan die Kinder niemahlen beyeinander zu halten sind.

ita Theod. Hen. Langenhorst pfr. in Hullern“

Quellen
(1) BAM, Pfarrarchiv Hullern, J 120 (Karton 5)
(2) Heiko Bruder: Hullern - ein Dorf zwischen Lippe und Stever, 1994, S. 398